Er tanzt auf vielen Hochzeiten - aus dem Leben eines Hochzeitsladers

Hochzeitslader - viele kennen ihn, Sie auch? Wir wollten wissen, was nun wirklich hinter dem uralten Brauch steckt

Dafür trafen wir Hans Strobl, Gauobmann der Pongauer Heimatvereinigung, den profiliertesten Hüter des Brauchtums im Pongau und somit seiner Zunft, für die er sich seit Jahrzehnten in die erste Reihe stellt. Er war es auch, der vor über 46 Jahren den uralten Brauch des Hochzeitsladers in St. Johann wieder aufleben ließ. Kaum zu glauben, dass Hans Strobl seitdem 435 Brautpaare begleitet hat.„Ja“, sagt er, „immer mehr Brautleute engagieren heute wieder einen Hochzeitslader als Zeremonienmeister.“ Das dokumentieren auch seine reich behängten Stecken, von denen er inzwischen drei hat.  Denn jedes Brautpaar überreicht „seinem“ Hochzeitslader nämlich ein Stoffband mit Namen und Datum, das an die Feier erinnert. Und die Bänder, die Hans Strobl inzwischen gesammelt hat, passen nicht mehr an einen Stecken.

Fesch sieht er aus, wenn Hochzeitslader Hans Strobl in Tracht, mit Hut und Hochzeitsladerstecken am Festtag die Abläufe in die richtigen Bahnen lenkt: Er stellt den Hochzeitszug zusammen, klärt Zeugen, Brautführer und Vorpranger über ihre Aufgaben auf, kündigt Weisen, Ehrentänze und die Gedichte der Kinder an.  Das „Aussispielen“ zu Mitternacht ist der „letzte Akt“, mit dem das Tagwerk für den Hochzeitslader getan ist. „Das mit dem Hochzeitslader war eigentlich ein Zufall“, so Hans Strobl lachend weiter. Ein Mitglied des Gebirgstrachtenerhaltungsvereins St. Johann fragte ihn 1975, ob er die Aufgabe für seine Hochzeit übernehmen würde …
Das Brauchtum des Hochzeitsladers geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Damals war er für das Hochzeitspaar unerlässlich, weil er quasi die Post ersetzte: Er ging von Ort zu Ort, von Hof zu Hof und lud Verwandtschaft, Freunde und Bekannte ein. Zuvor hatte er sogar die ehrenvolle Aufgabe, die Braut offiziell davon in Kenntnis zu setzen, dass der Bräutigam gewillt sei, sie zu heiraten. „ …drum geht’s schö stad hiatz hinter mia bis aufi zu da Kirchentür i führ enk don bis zum Altar dort gebs dem Herrn des Jawort dar …   Auszug aus einem Spruch von Hans Strobl
Langsam möchte der inzwischen fast 70jährige Hans Strobl ein bisschen leiser treten, eine Funktion nach der anderen in jüngere Hände legen. Eine Herzensangelegenheit für ihn ist,  dass er an Pongauer Volksschulen den Schüler:innen sein Wissen weitergibt, ihnen über Palmbuschen und Ratschenbau, das Aufstellen von Maibäumen, das Binden einer Erntekrone, über den Nikolaus- und Krampusbrauch, über Schnalzer, Tänzer und Plattler – und über den Hochzeitslader zu erzählen. „Es ist so wichtig, den jungen Menschen unsere Bräuche zu vermitteln", resümiert Hans Strobl nachdenklich. Brauchtum muss hochgehalten werden. Es ist Teil unserer Identität, unserer Kultur.

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Bildnachweis: Strobl Hans, Andrea Rachensperger, TVB St. Johann im Pongau