Bäckerei Eder – von glücklichen Semmerln und freilaufenden Bäckern

Auf dem Weg zur Schule noch schnell ein Kipferl und einen Kakao mitnehmen. Ich öffne die schwere Tür der örtlichen Bäckerei meiner Heimatgemeinde und schon strömt mir der Duft feinster Backwaren in die Nase. Ich lege mein „Jausengeld“ auf Zehenspitzen stehend auf die Theke und düse mit meinem Proviant in der Hand weiter - ein typischer Morgen während meiner Volksschulzeit. Und obwohl ich als Kind nie in der Bäckerei Eder in Eben im Pongau war, habe ich jedes Mal, wenn ich sie betrete, dieses Bild vor mir. Und ein angenehm warmes Gefühl im Bauch.
Praktischerweise liegt die Bäckerei direkt im Ortszentrum von Eben und somit auf meinem Arbeitsweg. Heute darf ich „hinter die Theke" blicken – Ingrid Eder erzählt mir von der Geschichte des traditionsbewussten Betriebes, dem Alltag in der Backstube, dem täglichen Geschäft und den Lieblingsprodukten der Familie.

Die Bäckerei besteht seit über 65 Jahren und wurde von Johann Eder aus Annaberg gegründet. Dessen Schwiegervater führte dort die Bäckerei Schilchegger. Die Idee: In dem damals aufblühenden Dorf Eben, in dem er auch Familie hatte, soll eine Bäckerei eröffnet werden. Am 02. Juli 1956 war es dann so weit – die Bäckerei Eder öffnete zum ersten Mal ihre Türen und versorgt seither nicht nur die Ebener Bevölkerung mit täglich Brot und Mehlspeisen (Plundergebäck), auch Kunden aus den Nachbargemeinden und Gäste schätzen das gute Handwerk. Zwischen 1991 bis 2020 wurde die ehemalige „Musistube“ der Familie zu einem kleinen Café umfunktioniert. Im Jahr 1994 zerstörte ein Brand die Backstube. „Als der Brand ausbrach war gerade ein Bus mit niederländischen Gästen da. Sie haben uns sofort geholfen, Sessel, Tische, alles Mögliche rauszubringen“, erinnert sich Ingrid. Erst ein halbes Jahr später konnte das Team um ihren Mann Georg ihrem Handwerk wieder nachgehen. Mittlerweile leitet Sohn Peter die Bäckerei und zaubert gemeinsam mit seinem Bruder Georg und Mitarbeiter Wolfgang allerlei Gebäck, das von Ingrid und Tochter Eva im Geschäft verkauft wird.

Viele der Rezepte für die leckeren Backwaren sind älter als die Bäckerei. Johann Eder hat sie von Annaberg nach Eben mitgenommen, sein Enkel Peter verwendet sie noch heute. Die Bäckerei in Annaberg besteht mittlerweile in dieser Form nicht mehr und so freuen sich auch die Annaberger über „a Brot wia friara“. Besonders beliebt sind Marmeladekipferl, Weinbeerweckerl und die verschiedenen Brotsorten. Der absolute Favorit vieler Kunden und auch der Familie Eder ist aber das „Kletzenbrot“ – ein für unsere Region typisches Brot aus getrockneten Früchten und Nüssen. Es wird vor allem in der Adventszeit gebacken und gehört bei uns genauso zu Weihnachten wie der Weihnachtsbaum und die Krippe. Untrennbar mit dieser Zeit im Jahr verbunden sind auch Kekse in allen möglichen Variationen. Peter und sein Team starten dann schon um Mitternacht, statt „erst“ um drei oder vier Uhr früh. „Manchmal fragen uns Kunden, mit welcher Maschine wir die Vanillekipferl formen, weil sie so gleichmäßig sind. Dann rufe ich nach meiner Schwester – unserer Vanillekipferlmaschine“, schmunzelt Ingrid.

Doch nicht nur zu Weihnachten gibt es Besonderheiten aus der Backstube: Groß und Klein freut sich auf gebackene Glücksbringer für den Jahreswechsel, flaumige Faschingskrapfen, Osterlamm und Schokohase oder die leckeren Schaumrollen beim Ebener Kirchtag. Auch für Feste und Feiern wie Muttertag, Geburtstag oder Taufe sorgt die Bäckerei Eder mit Torten, Kuchen oder Keksen für das gewisse Etwas. Natürlich darf das Brot und Gebäck nicht vergessen werden – was gibt es besseres als frisches Brot, Kipferl, Semmerl, Mohnzöpfe und Co. zum Frühstück? Peter und sein Team achten dabei stets auf die Qualität der verarbeiteten Zutaten: Das Mehl bezieht die Bäckerei aus einer Salzburger Mühle, bei Butter und Milchprodukten greifen sie auf das Sortiment von SalzburgMilch zurück.

Neben den Gaumenfreuden fasziniert mich aber auch das Geschäft selbst. Passend zu den Jahreszeiten und Festen wird es liebevoll dekoriert. So wird man in der Vorweihnachtszeit beispielsweise nicht nur von Ingrid und Eva, sondern auch von einem lebensgroßen Nikolaus und vielen kleinen Wichteln herzlich begrüßt. Um Ostern könnte man meinen, der Osterhase höchstpersönlich hat seine Werkstatt im Geschäft eingerichtet. Das ganze Jahr über findet man Sprüche mit Schmunzelpotential in jeder Ecke. Mein Lieblingsspruch: „Glückliche Semmerl von freilaufenden Bäckern“. Und wie glücklich die Semmerl wirklich sind, davon sollte sich am besten jeder selbst ein Bild machen.
Was ist euer Lieblingsgebäck oder -brot aus unserer Region? Verratet es uns gerne in den Kommentaren! Meines ist eindeutig die Topfengolatsche ;).

Kontaktdaten Bäckerei:
Bäckerei Eder
Hauptstraße 101, 5531 Eben im Pongau
Tel.-Nr.: 06458 8102
Instagram: https://www.instagram.com/eder.baeckerei/

Bildnachweis: TVB Eben_Michaela_Jäger, TVB Eben_Lorenz Masser