„Goassln“ – eine ganz spezielle Tradition

Und jährlich grüßt das Murmeltier – die fünfte Jahreszeit beginnt. Die fünfte? Ja, wirklich die fünfte. Im Salzburger Land gibt es tatsächlich eine Jahreszeit mehr, als überall sonst auf der Welt. Na, wisst ihr bereits wovon hier die Rede ist? Ganz genau, vom Bauernherbst! Der Bauernherbst ist eigentlich die Zeit, um die Ernte einzubringen und zu verarbeiten. Aber wir wären ja nicht wir, wenn es nicht auch die Zeit der Feste und der Begegnungen wäre. Die Festlichkeiten laufen überall anders ab und ich erzähle euch heute mal etwas von einer ganz speziellen Tradition.Die Rede ist hier vom „Goassln“. Der Name kommt von der „Fuhrmannspeitsche“, also die Peitsche, die bei den Pferdefuhrwerkern zur Verständigung gebraucht wurde. Die verschiedenen Abfolgen und Rhythmen der Peitschenschläge wurden damals für unterschiedliche Zwecke genutzt.  So konnten die anderen erkennen, ob es eine Warnung oder ein Willkommensgruß ist. Noch heute gibt es Vereine wie die Wagrainer Herreiter und Goaßlschnalzer, welche im Takt der Ziehharmonika die Tradition erhalten und leben lassen. Der Verein umfasst mittlerweile bereits 30 Mitglieder zwischen 7 und 90 Jahren. Wichtig ist ihnen hierbei das regelmäßige Zusammenkommen und die Gesellschaft miteinander, was bei diesem Altersunterschied natürlich für alle Beteiligten sehr spannend ist. Geprobt wird im Sommer wöchentlich und zusätzlich treten sie auch noch jede Woche bei einer Veranstaltung, wie den Platz-, Dorfkonzerten und den Heimat- und Brauchtumsabenden, auf. Also hat der Verein wirklich genug zu tun.

Der Obmann der Goasslschnalzer Sepp Rettenwender ist bereits seit 1980 beim Verein und hält die Truppe immer auf Trab. Apropos Trab – die Goasslschnalzer treten oft gemeinsam mit den Herreitern auf, diese schnalzen nicht nur im Stehen am Boden, sondern auch während sie am Pferderücken sitzen. Dabei werden die Pferde speziell dafür trainiert. Auch hier gibt es gewaltige Unterschiede von Pferd zu Pferd. Manchen macht es gar nichts aus und es klappt von der ersten Sekunde an, andere wiederum sind etwas zu schreckhaft dafür.Doch woher kommt eigentlich das schnalzende Geräusch? „Um das zu lernen, benötigen Anfänger ungefähr ein Jahr. Wichtig ist hierbei die Technik, denn der Ton, beziehungsweise der Knall, entsteht, wenn der „Schmiss“ am Ende der Peitsche eine Überschallgeschwindigkeit bekommt. Hierbei gibt es verschiedene Schlagarten, wie der Vorhandschlag, der Rückhandschlag und der Doppelschlag. Die Länge der Peitschen variieren hierbei von 1,80m bei den Kinderpeitschen, bis hin zu den 3m langen Peitschen für die Erwachsenen.“, erzählt mir Sepp. Also aus diesen Seilen einen Ton hervorzubringen, ist nicht so einfach, wie es aussieht.

Ihr könnt die Wagrainer Herreiter & Goasslschnalzer übrigens nicht nur in der Bauernherbst-Festwoche sehen, sondern den ganzen Sommer über bei den wöchentlichen Veranstaltungen, wie die Platz- und Dorfkonzerte. Doch vor allem beim Almabtrieb geben sie ihr Bestes und bieten eine wirklich beeindruckende Show. Hier ist der ganze Verein vertreten und das nicht nur einfach so stehend - sie sind verteilt auf Straße, Dächern und Pferden. Also ein Erlebnis mit Surround Sound. Dabei zuzusehen ist wirklich toll und da möchte man das am liebsten selber mal ausprobieren. Ich habe es einmal versucht und es ist gar nicht so leicht, wie es aussieht. Man muss dabei wirklich aufpassen, dass man selber mal das Peitschenende abbekommt. Naja, ausprobiert ist ausprobiert. :)Also, definitiv ein Must-See und echt wirklich beeindruckend. Es ist immer schön, wenn eine Tradition von Jung und Alt weitergetragen wird und die Kinder von klein an ein wenig Verantwortung lernen und was es heißt Teil von etwas Großem zu sein.

Info

Seht ihr euch eine Bauernherbst-Veranstaltung an? Was mögt ihr am liebsten: die Musik, das gute Essen, die Tracht - oder alles als Gesamtpaket? Schreibt und gerne dazu und taggt uns bei den Veranstaltungen mit @wagrainkleinarl. Wir freuen uns auf euch!Mehr Infos zu den Bauernherbst-Veranstaltungen findest du hier. "



Bildnachweis: Wagrain-Kleinarl Tourismus