Maßgeschneidert für die Heimat "s`Ebener Gwandl"

Zugegeben, mit Dirndl und Trachten an sich hab‘ ich nicht wirklich viel am Hut. Als ich aber gehört habe, dass es in Eben im Pongau erstmals eine eigene Ortstracht geben wird, die „wie maßgeschneidert“ zum Ort und seinen Menschen passen soll, wurde ich neugierig. Wie kombiniert man Stoffe und Materialien einer Tracht so, dass sie eine Gemeinde repräsentiert? Diese und viele weitere Fragen durfte ich die Ebenerin Cäzilia Althuber, Schneidermeisterin und Schöpferin des „Ebener Gwandls“, stellen.

Also ging es für mich direkt in die Schöpferstube. Cäzilia, im Dirndl, führt mich durch den Garten in das liebevoll dekorierte Gartenhaus, in dem sie gerne Ideen sammelt und Konzepte ausarbeitet.„Hier habe ich meine Ruhe“, meint sie. Das Innere des kleinen Häuschens erinnert an eine gemütliche, traditionelle Bauernstube, auf dem Tisch warten schon einige Trachtenmappen und - bücher aus ganz Österreich, sowie eine Mappe mit den Entwürfen zum „Ebener Gwandl“. Ich bin schon neugierig. Es war ein lang und gut gehütetes Geheimnis, wie die Tracht aussehen wird – geplant war die Präsentation der Tracht am 19. November im Zuge der Ebener Festwochen, die coronabedingt leider auf nächsten Frühling verschoben wurde. Durch die Pandemie ist es aber überhaupt erst „ernst geworden“ mit der Ebener Tracht. „Wir haben uns so auf den letzten Winter gefreut und dann ist die Saison geplatzt“ – das Appartementhaus der Familie Althuber blieb leer und plötzlich war da ganz viel Zeit. „Wie eine Sternschnuppe“ erwachte der Gedanke, eine Ortstracht für Eben zu kreieren – ein Gedanke, der seit mehr als 25 Jahren in Cäzilia schlummerte und sie nie losgelassen hatte. Damals war sie nicht bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen – jetzt aber war die Zeit reif für „s’Ebener Gwandl“.

Von der Idee zur Ortstracht

„Die Ortstracht sollte über die Gemeinde wie ein Ortsplan aussagen können“, erklärt mir die Ebenerin. So klemmte sie sich sofort hinter den Tisch, durchforstete die Ebener Ortschronik; die Geschichte, geographischen Begebenheiten, Katastralgemeinden, das Ortswappen – alles soll in die Tracht einfließen. Aus den Entwürfen entstand erst ein gemaltes Bild einer Künstlerin und gemeinsam mit zwei weiteren Schneiderinnen stellte Cäzilia schließlich eine Werktagstracht im Originalschnitt, ausschließlich aus regional bezogenen Naturmaterialien verarbeitet, zusammen. Ist ja schonmal spannend, dachte ich mir - aber wie genau wird das Ganze jetzt aussehen?

Der "Dirndlgwandl-Ortsplan"

Mit strahlenden Augen zeigt sie mir – endlich – ihre Entwürfe vom Dirndl und weiht mich in die Geheimnisse der neuen Ortstracht ein: Da Eben von Wäldern umgeben ist, wurde Grün die Hauptfarbe der Tracht. Das Grün bezieht sich auch auf die ehemalige Ortsbezeichnung Taxen, ein alter Name für Tanne. Die „Taxzapfen“ sind daher auch auf den exklusiv angefertigten Knöpfen zu sehen. Der geschützte Landschaftsteil „Ebener Moor“ findet durch ein spezielles Druckverfahren, den mystisch anmutenden Schattendruck, am Kittel seinen Platz.

Das mit 13 cm eher breite Kittelblech (unterster Teil des Kittels) ist in einfärbigem Grün gehalten und stellt den markanten Einschnitt der Eisenbahn und somit die Verbindung Richtung Niedernfritz dar. Für die Schürze ließ Cäzilia sich vom in Rot und Weiß gehaltenen Ebener Wappen inspirieren, das auf die Wasserscheide Enns- Salzach in Eben hinweist. Zwischen Kittel und Blech verläuft ein 3 cm breiter roter Besatz, der die Römerstraße symbolisiert. „Last but not least“ steht eine in sich verschlungene Blume am hinteren Oberteil für die Zusammengehörigkeit der drei Katastralgemeinden Eben, Gasthof und Schattbach.
Puuh.. Ich war überrascht, wie viel Geschichte und tolle Gedanken in diesem Dirndl stecken. Und weil zu jedem „feschen Dirndl“ auch ein „fescher Bua“ dazugehört, hat die Schneidermeisterin auch für die Herren ein passendes Gilet mit allen Attributen, die das Dirndl aufweist, entworfen. Für Kinder wird die Tracht ebenfalls erhältlich sein. „Die Tracht soll alle Generationen erreichen“, meint Cäzilia, die es irgendwie schafft, an alles zu denken.

Brauchtum zum Anziehen

Die Tracht spielt ganz offensichtlich eine große Rolle in Cäzilias Leben – aber woher kommt diese Leidenschaft? „Ich verbinde Tracht vor allem mit Tradition und Heimat. Schon als Kind habe ich erlebt, welchen Stellenwert zum Beispiel der Überrock bei meiner Mutter hatte. Das war DAS Gwandl, das nur an besonderen Tagen getragen wurde. Wir Kinder durften das nicht berühren. Das war ein besonderer Schatz, das Aushängen und Bügeln des Kleides und das Frisieren von unserer Mutter schon ein Ritual“, schwelgt die gebürtige Reitdorferin in Erinnerungen. Cäzilia engagiert sich neben ihrem Beruf als Schneidermeisterin auch in einigen Heimat- und Trachtenvereinen im Salzburger Land und ist Obfrau und Gründerin der Ebener Trachtenfrauen – und jetzt auch stolze Schöpferin der ersten Ebener Ortstracht, dem „Ebener Gwandl“.

Kontaktdaten:
Ebener Trachtenfrauen
Cäzilia Althuber
Obfrau+43 664 995 65 12

Bildnachweis: Cäzilia Althuber, TVB Eben Angelika Pfuner