Vielleicht habt ihr das selbst schon erlebt: Ihr seid morgens bei strahlendem Sonnenschein losgewandert – und ein paar Stunden später hat euch ein Gewitter überrascht. Das kann vor allem auf den Bergen unangenehm und mitunter auch gefährlich sein.
In Zauchensee wurden wir in diesem Sommer schon mit vielen, traumhaft schönen Sonnentagen bei tiefblauem Himmel verwöhnt. Trotzdem sollte sich jeder bewusst sein, dass das Wetter im Gebirge schnell umschlagen kann. Wir verraten euch deshalb, wie ihr die Wetterzeichen lesen könnt und was bei einem plötzlichen Gewitter zu tun ist.
Der wichtigste Tipp vorab: Auch bei Schönwetter solltet ihr immer einen Regenschutz dabeihaben. Wetterfeste Funktionskleidung ist superleicht, braucht kaum Platz und passt problemlos in jeden Wanderrucksack.
Regel Nummer 1: Vor eurer Tour die Wettervorhersage checken
Dank Apps und Internet sind tages- oder sogar stundenaktuelle Wetterprognosen jederzeit vom Smartphone aus abrufbar. Verlasst euch aber nie zu 100% auf Vorhersagen, die über drei Tage hinausgehen: Gerade im Sommer können sich jederzeit und kurzfristig kleine, lokale Gewitter bilden.
Eine der präzisesten Quellen für Wetterwarnungen, das Bergwetter und Wetterprognosen in Österreich ist die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik). Am besten informiert ihr euch am Abend vor eurer Bergtour über die Wetteraussichten im jeweiligen Wandergebiet und schaut euch in der Früh noch einmal die Tagesvorhersage an. Wer es ganz genau wissen will, findet aktuelle Wetterprognosen samt Webcams für den Live-Blick ins Wandergebiet Zauchensee hier auf unserer Website.
Die Vorzeichen für schlechtes Wetter erkennen
Luftdruck: Hoher bzw. steigender Luftdruck führt zu schönem Wetter, niedriger bzw. fallender Luftdruck zu schlechtem Wetter. Fällt der Luftdruck schnell ab, ist das ein Zeichen für einen baldigen Wetterumschwung.
Den Luftdruck könnt ihr zum Beispiel über eine Armbanduhr mit Höhenmesser feststellen. Dieser funktioniert meistens über einen Barometer, der den Luftdruck an eurem Standort misst und darüber die wahrscheinliche Höhe errechnet. Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab. Wenn ihr euch eine Zeitlang auf gleichbleibendem Höhenniveau aufhaltet und dabei die angezeigte Höhenangabe steigt, bedeutet das fallenden Luftdruck – ein Wetterwechsel ist im Anmarsch.
Auch anhand des Morgennebels könnt ihr die Wetterlage beurteilen: Bei hohem Luftdruck bleibt der Nebel den ganzen Tag im Tal hängen, weil die feuchte Luft nicht aufsteigen kann. Bei einer Tiefdrucklage kann der Nebel aufsteigen und in höheren Luftschichten Wolken bilden, die wiederum Regen bringen können.
Wind & Luftzug: Winde aus Osten oder Norden bedeuten gewöhnlich stabiles Schönwetter, West- oder Südwestwinde eher wechselhaftes Wetter oder Regen.
Spürt ihr einen kühlen Luftzug aus Höhlen oder Schächten kommen, ist das ein weiterer Hinweis auf eine bevorstehende Wetterverschlechterung. Denn bei Tiefdrucklage steigt kalte, feuchte Luft im Höhleninneren nach oben und zieht als Wind aus der Höhle hinaus.
Wolken: Wenn ihr am Morgen einen Dunstring („Halo“) um die Sonne oder in der Nacht um den Mond erkennt, bedeutet das eine Wetterverschlechterung in ein bis zwei Tagen. Scheint die Sonne blass hinter großflächigen Schichtwolken (Altostratus-Wolken) durch, behaltet ihr den Himmel besser im Blick: Diese Wolken können in kurzer Zeit immer dichter werden und die Sonne zur Gänze verdecken. Wenn sich dann auch noch Haufenwolken (Cumulus-Wolken) bilden, beginnt es in wenigen Stunden zu regnen.
Wo sich im Lauf eines schwülen Sommertages ambossförmige Wolken auftürmen (können auch wie ein Pilz oder Blumenkohl aussehen), zieht ein Gewitter auf – das ist meistens lokal relativ begrenzt.
Tiere und Pflanzen: Wenn Schwalben niedrig fliegen oder Fische häufiger aus dem Wasser springen, wird das Wetter schlechter. Der Grund dafür ist einfach: Die Tiere ernähren sich von Insekten, die bei Tiefdruck niedrig fliegen.
Die Tierwelt der Berge bietet euch weitere Vorboten für schlechtes Wetter: Wenn Regen bevorsteht, bleiben Bienen in der Nähe ihres Stockes, kommen Regenwürmer aus der Erde, es sind viele Nacktschnecken zu sehen und Spinnen weben kein Netz. Kühe bewegen sich auf niedrig gelegene Weideplätze und Rehe verlassen den schützenden Wald nicht mehr, wenn es bald zu regnen beginnt.
Auch Pflanzen bereiten sich rechtzeitig auf schlechtes Wetter vor: Tannenzapfen schließen ihre Schuppen, Blumen ihre Blüten. Wenn ihr bemerkt, dass Bäume und Blumen einen besonders intensiven Duft verströmen, ist schlechtes Wetter im Anmarsch.
Schon gewusst? Gewitter ist nicht gleich Gewitter.
In der Meteorologie werden zwei Arten von Gewittern unterschieden: das Frontgewitter und das Wärmegewitter.
Das Frontgewitter geht, wie der Name vermuten lässt, mit einer Kaltfront einher. Diese Gewitter treten unabhängig von der Tages- und Jahreszeit auf, sind großräumig und gut vorhersagbar. Deshalb solltet ihr auf Bergtouren verzichten, wenn ein Frontgewitter von den Meteorologen vorhergesagt wird.
Wärmegewitter treten vor allem im Sommer während einer Schönwetterperiode auf. Sie lassen sich durch Beobachtung der Wolken gut vorhersagen: Wachsen kleine Haufenwolken zu immer größeren Wolkentürmen (Ambossform) an, ist es höchste Zeit, schnell Schutz zu suchen. Ein Wärmegewitter kann sehr heftig ausfallen, bedeutet aber keine längere Schlechtwetterperiode – es ist örtlich begrenzt und meist so schnell vorbei, wie es entstanden ist.
Wie könnt ihr euch bei einem Gewitter am Berg schützen?
Wenn ihr auf eurer Wanderung von einem (nahenden) Gewitter überrascht werdet, solltet ihr nach Schutz- oder Berghütten Ausschau halten. Habt ihr eine Hütte entdeckt, sucht sie bitte umgehend auf und wartet drinnen das Gewitter ab. Nach einem Wärmegewitter klart der Himmel meist schnell wieder auf und ihr könnt eure Wanderung fortsetzen.
Tipp: In Zauchensee hat zum Beispiel die Gamskogelhütte täglich bis 26. September geöffnet (außer es regnet schon ab der Früh, dann bleibt sie geschlossen).
Bemerkt ihr während eures Aufstiegs eine zunehmende Wetterverschlechterung, ist es ratsam, die Tour abzubrechen und wieder ins Tal abzusteigen. Vor allem, wenn ihr eine Höhentour wie die 4-Gipfel-Tour in Zauchensee geplant habt, auf der ihr überwiegend auf Graten und Gipfeln unterwegs seid. Das macht die 4-Gipfel-Tour bei trockenem Wetter dafür zu einer der schönsten Höhenwanderungen Salzburgs, bei der euch grenzenlose Ausblicke und vier neue Gipfel-Checkpoints erwarten, die tolle Motive für euer Gipfelfoto sind.
Erreicht euch das Gewitter an einer exponierten Stelle, auf einer Erhebung oder beim Gipfelkreuz, verlasst diesen Ort so schnell wie möglich. Meidet außerdem frei stehende Bäume oder Masten, drahtseilversicherte Passagen und Wasserläufe – all das zieht Blitze an. Sucht stattdessen Schutz in Mulden und im weniger ausgesetzten Gelände.
Befindet ihr euch während eines einsetzenden Gewitters auf einer offenen Fläche wie einer Almwiese oder Hochebene, macht euch so klein wie möglich: Hockt euch am besten mit geschlossenen Beinen in Kauerstellung auf eine isolierende Unterlage, etwa euren Rucksack oder eine Isomatte. Seid ihr in einer Gruppe unterwegs, haltet bitte Abstand zueinander. So bildet ihr kein Ziel für einen Blitzeinschlag und schützt euch im Fall der Fälle vor einem Überschlag des Blitzes von einer Person zur anderen.
Fazit
Vorbereitung ist das A und O, um eine schöne und sichere Bergtour zu erleben. Das gilt auch fürs Wetter: Informiert euch am Vortag über die Wettervorhersage in eurem Wandergebiet und überprüft die Prognose noch einmal in der Früh, bevor ihr startet. Behaltet auch bei schönem Wetter den Himmel im Blick, um aufziehende oder sich ändernde Wolken frühzeitig zu erkennen. Achtet auch auf die vielfältigen Zeichen der Natur: Luftdruck, Wind, Tiere und Pflanzen sind zuverlässige Vorboten für einen Wetterumschwung.
Übrigens: Wer mit offenen Augen wandert, bekommt noch mehr von der Schönheit der Landschaft und der Vielfältigkeit der Natur mit. 🙂
Bis bald im Wanderparadies Zauchensee!
Bildnachweis: Bergbahnen Zauchensee
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