„Ich kann auch Lavendel!“

Michi Warter ist einer, der querdenkt – über den Tellerrand blickt und gerne Neues ausprobiert. Bereits seit jungen Jahren bewirtschaftet er das über 300 Jahre alte Furtlegg-Gut. Seit dem Frühjahr 2016 hat er sich einer neuen Leidenschaft, der Kultivierung von Lavendel, verschrieben. Inspiriert dazu wurde er durch einen Artikel in der Tageszeitung „Der Standard“, der über die Anbaubedingungen des lilafarbenen Duftwunders berichtete. Karge Böden, hohe Lage, wenig Regen: „Das haben wir hier auch alles“, dachte sich Michi und flugs waren schon die ersten 150 Pflänzchen bestellt. Auf mehreren Anbauflächen mit unterschiedlichen Bodenqualitäten startete er sein Experiment. Er probierte aus und beobachtete, wo und wie sich die zarten und doch so widerstandsfähigen Pflanzen der winterharten Sorte „Lavandula angustifolia“ am besten entwickelten.

Neu, anderes, innovativ

Dabei wurde er oft skeptisch beäugt und manchmal auch milde belächelt. „Wir können nur Kühe“, lauteten manche Stimmen aus der Umgebung. Doch nach einer Probephase von rund zwei Jahren stand für Michi Warter fest: „Ich kann auch Lavendel.“ Er entschied sich, sein Projekt so richtig zu starten. 1.100 Pflanzen fanden im Jahr 2018 den steilen Weg rauf auf den Schwemmberg, auf eine Seehöhe von 1.200 Metern. Ihr neues Zuhause: ein Hang mit über 50 % Gefälle und absoluter Südlage. Dort genießen sie zwar die intensiven Sonnenstrahlen, sind aber trotzdem jedem Wind und Wetter ausgesetzt. Und genau das mache ihren besonders würzigen, intensiven Geschmack und Duft aus. „Hier heroben müssen sich die Pflanzen so richtig behaupten, stark werden und ihre ganze Kraft bündeln, um zu überleben. Das macht sie zu einem Kraftwerk an Aromen und Duftstoffen.“ Seine Freundin Sabrina, die mit ihm gemeinsam den Hof bewirtschaftet, lächelt und schwärmt vom zarten Lavendelduft, der an manchen Tagen das Gut in eine feine würzig-aromatische Wolke hüllt. „Einfach herrlich“, sagt sie lächelnd.

Geduldiger Ideentreichtum

Unaufhörlich experimentieren die beiden Pioniere weiter: Ideen gibt es so viele wie Blüten an einem Zweigchen. Lavendelsirup, Seife und Duftsäckchen haben sie bereits im Sortiment. Ihr großer Traum: in ein paar Jahren ihr eigenes ätherisches Öl herzustellen. „Aber alles Schritt für Schritt“, sagt Michi. Die Pflanze selbst ist dabei der beste Lehrmeister in Sachen Geduld und Entschleunigung. Sie gibt den Zeitplan für Wachstum und Erntezeitpunkt vor.

Einfach mal blaumachen?

Fehlanzeige. Der Lavendelanbau macht viel Arbeit. Hier wird alles von Hand gemacht, vom Unkrautjäten bis hin zur Ernte mit der Sichel. Und das alles in der schwer bewirtschaftbaren Hanglage. Doch die beiden lieben es und gehen völlig in ihrem Projekt auf. „An einem Sommerabend noch mal auf den Lavendelhang zu steigen, den Duft einzuatmen und einfach zu genießen, das entspannt und entstresst ungemein.“ Vorbeifahrende Radfahrer, die zum Rossbrand hochstrampeln, freuen sich auf eine willkommene Pause bei Michi. Genießen das Panorama der Radstädter Tauern, den feinen Duft und den erfrischenden Genuss von selbst gemachtem Lavendelsirup. Und ein Plausch mit Michi? Der ist kostenlos dabei und immer inspirierend.

Ins lila Paradies von Michi Warter führen viele Wege: Wer will, kann sogar mit dem Auto hochfahren, viel schöner ist es aber, – immer der Nase nach – zu Fuß oder mit dem E-Bike den Schwemmberg zu erklimmen.

Info

Tipps & Info: LILA.REISE „EXPLORE THE LAVENDER“

Erlebe den Schwemmberg als geologische Besonderheit und erfahre bei Lavendel-Pionier und Bergbauer Michael Warter alles über die Kultivierung und die vielfältige Verwendung des Lavendels (inklusive Kostprobe).

Anmeldung bis 17 Uhr am Vortag beim Altenmarkt-Zauchensee Tourismus
Treffpunkt: Furtlegg Gut, Rossbrandstraße 30
Mindestteilnehmerzahl: 4 Pers.
Dauer: 1 h
€ 15/Pers. inklusive Verkostung
Nur bei Schönwetter

Bildnachweis: Andrea Bichler