Vorfreude auf den Sommer – der Tappenkarsee erzählt

Die warmen Sonnenstrahlen tun mir richtig gut. Schön langsam sehe ich wieder durch die Schnee- und Eisdecke. Kräftig schnappe ich die frische Bergluft und strecke und recke mich dabei. Ich sags euch, so ein Winterschlaf ist schon was Feines :) . Irgendwann, Ende November Anfang Dezember – ich weiß es nicht mehr so genau – ließ ich den Sommer hinter mir und zog mich zurück. Ich versteckte mich unter dem kuscheligen Schnee und die Kälte machte eine schützende Eisschicht. Da waren quasi nur noch ich und der Lindwurm... Aber keine Sorge, wir haben beide die Ruhe genossen.

Schon wieder kitzelt mich ein Sonnenstrahl. Jetzt wird es aber Zeit, dass ich meine Augen endgültig öffne. Ich lasse die Wärme schön langsam in meine bis zu 48 m tiefen Stellen hinein. Es dauert natürlich bis ich komplett durchgewärmt bin – denn immerhin habe ich eine stolze Länge von ca. 1,14 km und an meiner breitesten Stelle messe ich ca. 360 m. Da hat die Sonne harte Arbeit zu leisten. (Haha, und nein. Ich bin auch im Sommer ein ziemlich frischer Geselle. In mir schwimmen nur die wirklich Verrückten.) Aber meine Wassertemperatur und vor allem meine ausgezeichnete Wasserqualität sind für meine Bewohner – die Fische – genau richtig. Sogar die Salzburger Fürsterzbischöfe ließen sich damals die leckeren Fische von Kleinarl nach Salzburg transportieren.

Frischer Heidelbeerschmarrn, das ständige Kitzeln & aufreibende Wellen

Ach. Ich freue mich schon wieder so auf den Duft vom frischen Heidelbeerschmarrn, der von der Tappenkarseehütte rüber kommt. Und der Duft von selbst gebackenem Brot von der Tappenkarseealm. Da würde ich dann am liebsten tauschen und auch ein Mensch sein. Aber wenigstens kriege ich  vom frischen Gebirgswasser genug ab. Das tausche ich gerne gegen Bier und Buttermilch.

Dann freue ich mich auf die blühenden Wiesen – ganz besonders auf die rosa glänzenden Almrosen. Mit dem Grün der saftigen Wiesen, dem Grau der schroffen Felsen, dem Weiß vom weit entfernten Schnee und vom Blau des Himmels sind sie soooo schön zum Ansehen.
Habt ihr schon mal das Bimmeln der Kuhglocken gehört? Nein? Das kann ich auch kaum erwarten. Im Sommer grasen ja so viele Kühe hier im Tappenkarseegebiet. Und ich liebe es einfach, wenn es bimmelt und läutet. Jede Glocke klingt anders. Da weiß ich gleich, welche Kuh sich mir nähert und einen kräftigen Schluck Wasser möchte. Puhhh. Das kitzelt immer so. Wenn dann eine ganze Herde kommt, muss ich immer so lachen – da kitzelt es mich bis ins letzte Wassertröpfchen.
Auch ein paar Wanderer meinen, dass es angenehm ist, in mich zu springen. Andere bevorzugen mein eiskaltes Wasser nur für die großen Zehen. Da habe ich schon den einen oder anderen Schweiß- und Käsegeschmack hinnehmen müssen… Aber macht nichts. Ich bekomme ja eh immer frisches Gebirgswasser nach. Da vertrage ich schon ein bisschen Käse. Dann freue ich mich auf den Wind. Der schlägt dann immer so lustige Wellen mit mir. Ich muss nur aufpassen, dass ich vorher nicht so viel getrunken habe – sonst wird mir immer schlecht.

Vorfreude auf den Sommer

Ein Vögelchen hat mir aber gezwitschert, dass es heuer womöglich anders werden könnte… Dass die Menschen momentan lieber zuhause sind und dass sie sich nicht mit Leuten treffen möchten. Schon komisch diese Menschen. Ah jetzt fällt es mir wieder ein. Corona. Auf jeden Fall, wenn die Leute diese Laune hinter sich lassen, bin ich bereit. Ich mag den Sommer nämlich schon voll gerne und die Wanderer, die zu mir hoch kommen. Denn die sind nach dem steilen Anstieg immer so glücklich, wenn sie mich sehen…

Tipps & Info: Hier findet ihr die Wanderroute zum Tappenkarsee.

Bildnachweis: Wagrain-Kleinarl Tourismus, Agnes Moser, Elisabeth Hartl, Belina Huttegger