Der mit dem Pistenbully tanzt – mit 400 PS durch die Winternacht

Nächtlicher Einsatz auf den Pisten und warum es so wichtig ist, die Pistensperre einzuhalten und die Verbotsschilder ernst zu nehmen

Heute war ich wieder eine der ersten auf der Piste auf unserem Hausberg dem Königslehen: Perfekte Pistenpräparierung, dazu viel Sonnenschein und bereits erste Frühlings-Temperaturen – ach, wie ich diese Tage liebe! Damit sich die Pisten auch in solch perfektem Zustand präsentieren, dafür tragen die Pistenraupenfahrer die Verantwortung – ein Job, der viel Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Fingerspitzengefühl erfordert. Wer meint, die fahren doch nur die Piste rauf & runter und fertig, der irrt. Viele nennen sie auch „Die Helden der Nacht“, dank jener wir jeden Morgen wieder auf einem perfekten Pistenfinish unsere Schwünge ziehen dürfen.

Traumjob unterm Sternenhimmel

Die meisten Pistenraupenfahrer leben mit ihrer Arbeit einen Kindheitstraum. Welchem Mann – egal ob jung oder alt - gefällt es nicht, wenn ein rund 10 Tonnen schweres Gerät mit über 400 PS die Schneemaßen vor sich den Berg hochschiebt und der frische, weiß glitzernde Pulverschnee sich zu häufen beginnt? Dabei nicht zu überhören ist das mächtige Geräusch des Motors - das lässt jedes Männerherz höherschlagen! Und weil ich neugierig bin, was man bei diesem Job alles beachten muss, lasse ich mir von Niki, einem der Pistengerätfahrer auf der Skischaukel Radstadt-Altenmarkt einen Einblick über diese nicht alltägliche Arbeit geben.

"Wie und wann beginnt für dich die Arbeit?"

„Tagsüber und/oder vor Dienstbeginn müssen wir die schweren Geräte immer wieder warten und wenn notwendig auch reparieren. Dies erfordert viel technisches Wissen und natürlich auch die Bereitschaft, sich hin und wieder die Hände schmutzig zu machen. Die eigentliche Arbeit beginnt dann, wenn es auch die letzten Wintersportler ins Tal geschafft haben. Vor Inbetriebnahme des Fahrzeuges kontrollieren wir die wichtigsten Funktionen der Pistenraupe. Ist alles in Ordnung, trinken wir zusammen noch eine Tasse Kaffee, besprechen den nächtlichen Ablauf und dann kann es auch schon los geh’n. Täglich um 18 Uhr rücken wir mit 5 Pistenraupen aus, um den Skifahrern am nächsten Morgen einen perfekten Tag bereiten zu können. Wir Raupenfahrer sind ein eingeschworenes Team und helfen uns gegenseitig um bestmögliche Ergebnisse schaffen zu können.“

"Wie läuft eine Arbeitsnacht eines Pistenraupenfahrers ab?"

„Mit Hilfe von 400 PS befördere ich den Schnee an die richtigen Stellen. Mit einem Mulifunktions-Joystick kann ich viele verschiedene Funktionen gleichzeitig bedienen und das alles mit nur einer Hand: Bewegen des Schildes, Lenken und Heben der Fräse,… Mit viel Power geht’s immer wieder der Piste entlang – immer wieder auf und ab. Beim Bergabfahren genießt man einen wunderbaren Blick auf unser beleuchtetes kleines Städtchen.“

"Wird so eine Nacht nicht lange?"

„Das Bedienen einer Pistenraupe erfordert viel Konzentration – da hat man keine Zeit um müdezu werden. Während der Nachtschicht unterhalte ich mich immer wieder mit meinen Kollegen per Funk, höre Musik oder genieße es einfach nur Herr der Piste zu sein.“

"Wann geht es dann für dich ab ins Bett?"

„Läuft alles wie geplant, ist meine Arbeit um ca. 01.00 Uhr erledigt. Technische Defekte, Neuschnee oder Regen erschweren und verlängern unsere nächtliche Arbeit am Berg. Bei starkem Schneefall nach Dienstschluss oder in den frühen Morgenstunden müssen wir nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder einsatzbereit sein um die Pisten erneut zu präparieren.“

"Wie wird man Pistenraupenfahrer?"

„In den meisten Skigebieten braucht es keine speziellen Voraussetzungen. Im Prinzip ist alles was man dafür braucht ein gültiger Führerschein und zu Beginn eine Einschulung durch einen erfahrenen Pistenraupenfahrer. Technische Kenntnisse, handwerkliches Geschick, das gewisse Gespür sowie ein wenig Talent helfen mir, die Pisten für den nächsten Tag perfekt zu präparieren.“

"Warum werden die Pisten ab 18 Uhr für Skifahrer gesperrt?"

„Teilweise sind die Pistenraupen auch mit einer Winde ausgestattet. Sind die Schneeverhältnisse sehr schwierig, erhält die Pistenraupe beim Bergauffahren zusätzliche Hilfe – von einem Seil, das an einer Verankerung fixiert ist. Das Seil ist bis zu 1.000 Meter lang und hat eine Zugkraft von rund 4 Tonnen. Eine Absperrung dieses Pistenabschnittes sowie Blinklichter warnen Skifahrer davor, denn dieses Seil kann sehr leicht übersehen werden. Leider gibt es immer wieder Personen denen die Gefahr nicht bewusst ist und die bei einer nächtlichen Skitour ihr Leben riskieren.“

Die Leidenschaft zu diesem Beruf ist bei jedem Satz den Niki mir erzählt hat, spürbar. Ich kenne kaum jemanden der sich jeden Tag so auf seinen Dienstbeginn freut. Diese Gelegenheit möchte ich auch gleich nützen um allen Arbeitern zu danken die jede Nacht für unser Skivergnügen am Tag sorgen. Übrigens – heute hat Niki seinen freien Abend und kurzerhand hat er mich zum Essen in ein schickes Lokal eingeladen, worauf ich mich schon sehr freue! Ach ja – Niki ist übrigens mein Verlobter.

Info

Tipps & Info:Zahlen & Fakten zu den Pistenraupen:

  • 400 bzw. 530 PS 9-14 Tonnen Eigengewicht (je nach Gerät und Ausstattung)
  • 5,5 m breites Räumschild
  • 230 – 260 l Tankinhalt
  • 20km/h Höchstgeschwindigkeit
  • 4,5 Tonnen Zugkraft der Winde

Und noch ein Appell an alle Skifahrer: Bitte nehmt die Absperrungen, die Verbotsschilder sowie die nächtliche Pistensperre ab 18.00 Uhr ernst! Nach all diesen Informationen von Niki könnt ihr euch vorstellen, warum das wirklich so wichtig ist.

Bildnachweis: Christian Hochwimmer, Bergbahnen Zauchensee