Der Kramer Sattel ist das Ziel meiner heutigen Bergtour. Er gehört zu den Geheimtipps bei Wanderungen im Gosaukamm. Der Steig ist nicht markiert und wird daher nur von Insidern oder Ortskundigen in Angriff genommen. Nachdem ich diese Tour bereits mehrmals gehen wollte und es doch nie dazu gekommen ist, ist es heute endlich so weit.
Aufstieg über Wastl-Lackner-Steig
Zeitig um 08.00 Uhr geht es los. Zunächst fahre ich mit dem Auto ins Hofalmgebiet und gehe von der Unterhofalm den Wastl-Lackner-Steig hinauf zur Hofpürglhütte. Der Steig führt in Serpentinen zunächst über freies Almgelände, später durch Latschen steil bergan. Zudem wirft die Morgensonne ihre Strahlen auf meinen Weg, sodass ich gleich ordentlich ins Schwitzen komme. Nach einer Stunde ist dieser erste Abschnitt geschafft und ich komme etwas neben der Hofpürglhütte bei einer Weggabelung mit vielen Wegweisern an.
Gämse zeigen mir den Weg
Ich folge dem Linzer Weg in Richtung Rinderfeld und wandere diesen ungefähr 15 Minuten entlang. Eine kleine blaue Punktmarkierung auf einem Stein verrät mir, dass ich nun abbiegen muss. So folge ich den kaum sichtbaren Steigspuren, überquere einige ausgewaschene, tiefe Gräben und komme Schritt für Schritt meinem Ziel näher. Als plötzlich in geringer Entfernung Gämsen vor mir auftauchen, halte ich kurz inne und beobachte sie. Es scheint ein ganzes Rudel zu sein, ich zähle fast 20 Tiere, die mich nicht sonderlich scheu ebenfalls beobachten und dann elegant über die Berghänge hinwegspringen. Allein dieses Erlebnis entschädigt für die Strapazen des Weges. Wann hat man schon Gelegenheit, diese Tiere in freier Natur zu sehen?
Ein tiefblauer Bergsee als Belohnung
Nachdem ich keuchend einen weiteren Bergrücken überquert habe, tut sich vor mir eine Senke auf, und da weiß ich, dass ich es gleich geschafft habe. Die letzten Meter lege ich flotten Schrittes zurück. Als ich tiefblau den Hinteren Gosausee weit unter mir erblicke, erfasst mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich freue mich, dass ich es geschafft habe, den Kramer – wie ihn die Einheimischen nennen – zu besteigen, lasse mich ins Gras fallen und genieße den Augenblick. Nachdem ich eine Zeitlang einfach nur so dagelegen bin, esse ich meine mitgebrachte Jause und kann mich an dem herrlichen Ausblick, den man dort oben hat, gar nicht satt sehen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, aber nach einer Weile beschließe ich, den Rückweg anzutreten, da noch ein gutes Stück Weg vor mir liegt.
Rückweg über Rinderfeld
So folge ich den steilen Steigspuren wieder abwärts und komme nach einer halben Stunde wieder auf den Linzer Weg, dem ich bis zum Rinderfeld folge. Der Weg führt teilweise über große Schutthalden und erfordert Konzentration. Sobald man auf grüne, saftige Matten und sanfte Hügel trifft, in denen sich Pferde, Schafe und Kühe tummeln, hat man das Rinderfeld erreicht. Von dort verläuft ein Weg zunächst über Almgelände, später dann ein steiler Pfad durch den Wald bergab Richtung Hofalmen, dem Ausgangspunkt meiner Tour.
Erfrischende Abkühlung zum Abschluss
Erschöpft, mit müden Beinen, aber mit einem breiten Lächeln im Gesicht erreiche ich mein Auto und beschließe spontan, auf dem Rückweg noch schnell einen Abstecher zur Kneippanlage zu machen, um dort sowohl meine müden Glieder als auch meinen Geist zu erfrischen. Gesagt, getan – und so klingt mein „Wandertag“ gemütlich beim Kneippen aus.
Bildnachweis: Christine Schober, TVB Filzmoos
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