Von Grafen & Forellen

Der Kleinarler Talschluss, mit seinen Naturjuwelen dem Jägersee und Tappenkarsee, verzaubert nicht nur Gäste, auch Einheimische halten sich gerne an den Ufern auf. Heute stehen die Seen und das umliegende Gebiet unter Naturschutz. Als beliebtes Ausflugsziel und als Ausgangspunkt für Wandertouren wird er oft und gerne besucht. Doch wie sah es im Talschluss früher aus, als der Tourismus noch nicht verbreitet war? Welche Naturkatastrophen haben ihn geformt und wer kannte schon damals seinen Reichtum und seine Schönheit? All das und noch mehr wollen wir in dieser 3-teiligen Geschichte herausfinden.

Wir beginnen beim Jägersee. Dieser trug früher noch den Namen Kleinarler See und gehört zum Gut Jägersee, dessen Ausmaß in den letzten 200 Jahren durch Tausch und Arrondierungen entstand.Mitte des 16. Jhdts. wurde Kleinarl und sein Talschluss, anders wie Wagrain, in den Besitz der Erzbischöfe von Salzburg übergeben. Deshalb wurden die Wälder rund um den Jägersee schon früh für den Salinenbetrieb (=Salzabbau) in Hallein genutzt. Die lange und prägende Geschichte der Forstwirtschaft schauen wir uns im Teil 2 näher an. Nun wollen wir erst die Fischerei näher beleuchten.

Der Hoffischer am See

Tappenkarsee und Kleinarler See weckten bei den Landesfürsten wegen ihres Fischreichtums das Interesse. Jährlich wurden 4000 bis 5000 kleine Saiblinge mit der Schnur aus dem Tappenkarsee gefischt und im Kleinarler See eingesetzt. In den nächsten Jahren sollten einige Vorgehensweisen ausprobiert werden, um den Ertrag zu steigern und Schädlinge fern zu halten. „Von alters her“ war am Kleinarler See ein Hoffischer angestellt, der im Hoffischerhäusel wohnte. Es war aber „Ein Viertel Meil“, etwa 1,8 km vom See entfernt und so wurde es 1670 auf Wunsch der Hofküchenverwaltung gegen ein anderes Haus getauscht, das näherlag. Das Haus wurde hergerichtet, ausgebaut und mit seinem Grund zu Erbrecht ausgegeben. Das bedeutete, der Hoffischer durfte Haus und Grund an seine Nachkommen weitergeben und war nicht mehr abhängig von den Erzbischöfen.

Fisch, gebraten oder geschüttelt

Der Hoffischer hatte die Fische mit einem langsamen Ochsenfuhrwerk nach Salzburg zu liefern. Damit die Fische auf der langen Fahrt nicht verderben konnten, wurde angeordnet, dass die Fische noch vor Ort in Butter gebraten werden sollen und dann gekocht zu liefern sind. In einem Bericht des Landrichters von Wagrain steht geschrieben: „Der Jägersee in Khlain adl ist 2 ½ Musketenschuss lang und breit, hat 3 Klafter aufs tiefste, hat lauter Ferchen (Forellen) fast einen Schuh lang, besayt (besämt) sich selbst und können jährlich 500-600 Stuck, das 3-4 auf eim Pfund gehen, gar wohl ohn Schaden herausgfangen werden.“

Andere Fische sind lebend in großen Behältern, das Wasser musste ständig erneuert werden, nach Hellbrunn geliefert worden. Seit der 2. Hälfte des 16. Jhdts. wurde der Fischereibetrieb und das Gebiet weiter ausgebaut und erneuert. Es gibt viele detaillierte Aufzeichnungen über Reparaturarbeiten, Stallbauten und vieles mehr, alles wurde beaufsichtigt vom Hofbaumeister. 1673 wurden vor Ort sogar 2 Schiffe gezimmert. Da das Gebiet im Besitz der Erzdiözese Salzburg lag, mussten damals die Bauarbeiter, die die Mautstraße Richtung Schwabalm errichteten, durch Katholiken ersetzt werden, weil diese sich für evangelisch erklärten. 1791 zog der Hoffischer in ein Haus am See um und gleichzeitig wurde seine Haupttätigkeit vom Hoffischer zum Unterwaldmeister und Jäger. Zu seinen Aufgaben gehörte die Wildbretlieferung zum Hof nach Salzburg. Eine Aufzeichnung beschreibt, wie 1796 der Jäger die Bezahlung der Maut aufgrund seiner Hochzeit nicht bezahlen wollte. Die Hochzeitsgesellschaft war mit 16 Wägen und 28 Reitpferden aus St. Johann angereist. Es wurde ihm gedroht, die Maut von seinem Lohn abzuziehen, daraufhin bezahlte er doch vor Ort.

Fürstliche Spuren am Jägersee

1865 gingen Hoffischerei und Jagd in den Privatbesitz über und Werner Friedrich Freiherr von Riese-Stallburg kaufte das landesfürstliche Jägerhaus und weitere Liegenschaften. Das Jägerhaus wurde 1830 erbaut und bestand aus einem gemauerten Haus und einem hölzernen Wirtschaftsgebäude direkt am See. Am 15. Jänner 1876 erwarb Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein das Gut und noch weitere Lehen und Almen. 1889 betrug die nutzbare Jagdfläche rund 7236 ha und zu diesem beträchtlichen Eigenbesitz kamen noch etliche Pachtflächen dazu.Am 10. Februar 1894 verkaufte Fürst Liechtenstein seinen Besitz (damals „Gut Kleinarl“) mit ca. 2400 ha um 72.000 Gulden an Max Baron Imhof. Das gesamte Inventar des Jagdhauses, von dem Teile noch aus der fürsterzbischöflichen Zeit erhalten waren, mussten beim Haus bleiben. In seiner Hand machte das Gut eine große Verwandlung durch. Der Baron vergrößerte das Haus am Jägersee um das Doppelte. Noch heute kann man drinnen Spuren der Familie finden. Im Wohnzimmer des ersten Stockes ist ein Kachelofen mit dem Wappen Imhof („In Rot ein goldener Seelöwe“) und auch einige Stücke der Wäsche mit dem Familienwappen sind erhalten. Baron Imhof bewirtschaftete die Weiden selbst und sein Jungvieh wurde dazu jährlich von Haidershofen, seinem „Heimgut“, hertransportiert. Dies sind über 230 km, man kann sich kaum den Aufwand vorstellen, den man für eine solche Unternehmung aufbringen musste. Er ließ auch seinen gesamten Besitz mit einem Wildzaun umgeben, was so viel gekostet haben soll, wie der Kauf des Gutes selbst. Er ließ Eingewöhnungsgatter, Fütterungen und Jagdhütten erbauen. Das Reitwegenetz wurde ausgebaut, es wurde also alles auf einen ertragreichen Jagdbetrieb vorbereitet.

1922 verstarb Baron Imhof und seine Witwe verwaltetet das Gut. Aber auch sie erlag, bereist 1923 und später ihr Sohn und seine Schwester, an der „Gehirngrippe“. Nachdem der Schwiegersohn Josef Graf Lamberg das Gut verwaltete, wurde es 1923 zurück an die drei Imhof-Schwestern übertragen. 1927 wurde schließlich das gesamte Gut an Graf Felix Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein aus der Eifel verkauft, in dessen Besitz es noch bis heute ist.Spannend wie sich der Nutzen von der Fischerei über die Forstwirtschaft und Jagd nun großteils in Tourismus verwandelt hat. Wenn ich das nächste Mal die Schönheit des Gebietes mit dem Jägersee als Herzstück genieße, dann werde ich bestimmt innehalten und an die Geschichte des Ortes denken. An die vielen Besitzer, an die Hochzeitsgesellschaft und an die in Butter gebratenen Forellen auf ihrem Weg nach Salzburg. Auch heute könnt ihr frischgefangene Forellen, herrlich zubereitet im Gasthof Jägersee direkt am Ufer genießen.Mehr über die Geschichte der Jagd und Forstwirtschaft im Kleinarler Talschluss erfahren wir im 2. Teil der Serie.

Info

Tipps & Infos:

Die Informationen stammen aus der Ortschronik Kleinarl. Wenn ihr gerne mehr über die Geschichte Kleinarls erfahren möchtet, könnt ihr die Chronik von Kleinarl bei der Gemeinde Kleinarl erwerben.

Bildnachweis: Erwin-Trampitsch, Wagrain-Kleinarl-Tourismus, Eduardo-Gellner