Wer Bernhard Warters Urkunden, Preise und Medaillen an der Wand hängen sieht, kann kaum glauben, dass es sich bei diesem erfolgreichen Edelbrenner um einen Quereinsteiger handelt: Vor gut 25 Jahren packte den zweifachen Vater die Lust, „irgendwas Neues zu probieren“. Und aus diesem „irgendwas Neuem“ wurden Edelbrände, die inzwischen weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt sind. Die Vielfalt ist riesengroß und reicht von Himbeergeist und Zwetschken-Brand-Cuvée über Gelben-Muskateller-Traubenbrand bis hin zu Mangei-Milch und Spenling.
Gebrannt wird in der Dachstein Destillerie auf 980 Meter Seehöhe regelmäßig, allerdings nur kleine Mengen, denn Qualität ist das oberste Gebot. Das Obst wird frisch verarbeitet; Und auf die Frage, was denn das Geheimnis von gutem Schnaps sei, hält sich Bernhard Warter bedeckt: „Der Edelbrand ist immer nur so gut wie die verwendeten Rohstoffe und diese variieren eben auch von Jahr zu Jahr.“
Doch die Dachstein Destillerie auf dem Mandlgut hat noch mehr zu bieten: In einer kleinen Hütte neben der Jausenstation ist die traditionelle Latschenbrennerei untergebracht, mit der alles hier heroben begann. Die Familie Warter gehört zu den wenigen in der Gegend, die Latschenkiefer schlagen dürfen: Aus den frisch geernteten Kiefern wird in einem achtstündigen Brennvorgang waldig-duftendes Öl für Salben oder Einreibungen gewonnen. Wer einmal daran schnuppert, erkennt sofort den Unterschied!
Inzwischen hat Bernard Warter, der auch Salzburgs erster zertifizierter Edelbrandsommelier ist, das Ruder an seine Töchter übergegeben: Katharina ist zertifizierte TEH-Praktikerin (Traditionell Europäische Heilkunde) und verarbeitet das selbst gemachte Latschenkiefern-Öl zu hochwirksamen Haut- und Körperpflegeprodukten. Mittlerweile hat sie auch ihre eigene Pflegelinie „Single Malt“ entwickelt: Darin steckt neben feinen Kräuter und Zutaten aus der Region auch ein Schuss des hauseigenen Rock Whiskys. Theresia hat die feine Nase ihres Vaters und das Talent zum Edelbrennen geerbt: Gemeinsam sind sie für die hochprozentige Produktpalette der Destillerie verantwortlich. Mutter Doris Warter ist nach wie vor dafür zuständig, dass köstliche Schmankerl auf die Tische der gemütlichen Jausenstation kommen: Vor allem die Torten und Kuchen sind ein Gedicht!
Und dann ist da natürlich noch der Whisky-Keller, wo Bernhard Walters großer Schatz lagert: Sein selbst gebrannter „Rock Whisky“, abgefüllt in wunderschönen Süßwein-Fässern. Wer diesen edlen Tropfen verkostet, schwelgt in einer feinen Vanillenote mit Honigwabe im Abgang. Mild und aromatisch ist das noch junge Destillat. So richtig spannend wird es, wenn der Whisky erst einmal zwölf Jahre im Fass gelagert ist – einige der Fässer lagern sogar im ewigen Eis des Dachsteins. Bis dahin darf man getrost Edelbrände verkosten oder eine Führung durch die Dachstein Destillerie genießen.
Der Text entstammt aus dem Buch „Beste Aussichten im SalzburgerLand – 66 Lieblingsplätze und 11 Almhütten“ von Franziska Lipp (Gmeiner Verlag, 2014).
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
Bildnachweis: Jakob Lipp, Franzsika Lipp, Salzburger Sportwelt, Peter Zeitlhofer
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